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Famulaturbericht Santa Tereza - Olinda

von ZHB

Brasilien Herbst 2016

Büro, Lager und Behandlungsraum - eine Einrichtung mit kurzen Wegen ;-)
Büro, Lager und Behandlungsraum - eine Einrichtung mit kurzen Wegen ;-)

Im Rahmen des zahnärztlichen Hilfsprojekts Brasilien e. V. haben wir zu zweit 8 Wochen lang in Olinda, Pernambucco, Brasilien gearbeitet.

Ganz unkompliziert haben wir nach einem kurzen Telefongespräch mit Ruben Beyer direkt eine Zusage bekommen, dabei haben wir uns gerade mal ein halbes Jahr im Voraus beworben. Er hat uns dann auch gleich Informationsmaterial und eine Liste mit Adressen von Dentalfirmen zugeschickt.

Entgegen unserer Erwartungen lief die Spendensammlung sehr schnell ab – wir haben nur eine Email an die Firmen geschickt und spätestens zwei Wochen später ein Paket erhalten. Hier an dieser Stelle möchte ich nochmal meinen Dank an Garrison Dental Solutions, frasaco, Coltène, BauschDental, Dentsply und Ivoclar Vivadent für die tollen Spenden richten.

Den Flug haben wir telefonisch über RuppertBrasil (weil sie mit dem Verein zusammenarbeiten) bei Condor gebucht. Über Condor gibt es einen Direktflug von Frankfurt nach Recife und über die Sonderbuchung konnten wir sogar zusätzliches Gepäck kostenfrei mit nach Brasilien nehmen. Entgegen der Information von Herrn Beyer war auch der Reisekostenzuschuss vom DAAD kostengünstig zu beantragen – allerdings ist die Internetseite noch sehr unübersichtlich und ohne die Anleitung auf der Seite des ZAD hätte ich es wohl nicht geschafft.

Wartezimmer für Jung und Alt
Wartezimmer für Jung und Alt

Mit deutschem Reisepass kann man visumsfrei nach Brasilien reisen, allerdings sollte man sich beim Hausarzt über Impfungen informieren und auch für die ersten Tage einen Moskitoschutz mitnehmen. Die Nonnen, die Kinder und auch sonst kaum jemand spricht englisch. Auch nicht unbedingt an der Infotheke im Flughafen oder im Taxi. Am besten ihr lernt vorher fleißig portugiesisch, das erleichtert euch einiges – oder ihr macht es wie ich mit Händen und Füßen und verständnislosen Blicken...

Als wir angekommen sind, standen die Nonnen tatsächlich in ihrer Tracht bereit um uns abzuholen zusammen mit einem Fahrer, der ein Namensschild in der Hand hatte (der Fahrer arbeitet sonntags nicht und auch nicht nachts, also keinen günstigeren Flug buchen, bei dem euch dann keiner abholen kann). Sie haben uns sehr freundlich begrüßt und uns dann ca. 1h entfernt in das Kloster Santa Tereza in Olinda gebracht.

Zahnarztebesuche können auch Spaß machen...
Zahnarztebesuche können auch Spaß machen...

Olinda ist ein hübsches Städtchen mit malerischer Altstadt (5 Minuten Fußweg) am Atlantik nördlich von Recife, aber man kommt innerhalb von 20 Minuten mit dem Bus auch nach Recife rein.
Wir fanden den Standort perfekt, aber man muss sich auch im Klaren sein, dass um das Kloster herum 4 Favelas sind und alle einem sagen, man solle nicht bei Dunkelheit (ab 18 Uhr) rausgehen oder Busfahren. Haben wir trotzdem gemacht und uns ist in Olinda zum Glück auch nie was passiert. Das Glück ist mit den Dummen ;) .

Im Kloster selbst kriegt man relativ abwechslungsreiches und gutes Essen (vorausgesetzt man lebt nicht vegetarisch). Aber da die Altstadt so nah ist, kann man auch da ganz gut essen gehen.

Auf dem Klostergelände selbst hatten wir eine kleine Wohnung – die Casa de Dentistas. Sie war mit Klimaanlagen ausgestattet, einer Terasse, zwei Bädern, einem Kühlschrank und auf Anfrage auch mit Moskitonetzen. Trotzdem war es sehr spartanisch eingerichtet mit sehr feuchter Luft drinnen und vielen Moskitos. Ich hab mich aber trotzdem sehr wohl gefühlt (auf dem Klostergelände gibt es auch WiFi). Die Nonnen geben sich sehr viel Mühe uns den Aufenthalt angenehm zu gestalten und sind sehr zuvorkommend.

In dem Kloster gehen Kinder aus den umliegenden Favelas zur Schule, diese behandelt man dann in einem Raum im Kloster, der dafür extra vom zahnärztlichen Hilfsprojekt Brasilien e. V. ausgestattet wurde. Bei uns gab es einen ganz normalen Behandlungsstuhl mit einer kaputten Lampe, einen Steri (den muss man auch selbst bedienen) und natürlich Schränke und Materialien. Ein Röntgengerät oder ein Endometriegerät gab es nicht – es sollten nur Füllungen und Milchzahnextraktionen gemacht werden. Für alles andere sagt man der Sozialarbeiterin Bescheid, die bemüht sich dann um eine Behandlung beim brasilianischen Zahnarzt (aber in der Regel passiert da nicht viel – schade).

Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man bei diesem Projekt zwar Essen und Unterkunft gestellt bekommt, aber dass man eben auch eigenverantwortlich arbeitet und vor Ort niemanden hat, bei dem man nachfragen kann, wenn man sich unsicher ist. Das ist auch der Grund, warum sich das Projekt an approbierte Zahnärzte richtet. Es ist es auch einfacher, wenn ihr euch zu zweit auf das Projekt bewerbt, damit ihr euch gegenseitig assistieren könnt, denn es gibt natürlich auch kein anderes zahnärztliches Personal vor Ort.

Der Abschied fiel uns nicht leicht
Der Abschied fiel uns nicht leicht

Aber so Ernst das auch klingt, die Arbeit hat super viel Spaß gemacht. Wir haben viel mit den Kindern gespielt, mit ihnen Zahnputzübungen gemacht und mit ihnen geschmust, wenn sie wegen der Zahnextraktion oder der Anästhesie geweint haben. Die Kinder haben sich im Gegenzug mit selbstgemalten Bildern und schiefen Liedern bedankt.

Allgemein kann man in Brasilien eine sehr tolle Zeit verbringen. Es war kein Problem für ein verlängertes Wochenende spontan wegzufahren und Brasilien zu erkunden. Die Brasilianer sind meistens gut gelaunt und versuchen einem auch weiterzuhelfen. Außerdem feiern sie gerne und genießen ihre Freizeit am Strand.

Uns hat es jedenfalls sehr gut gefallen und wir wollen beide irgendwann wieder zurück. Dann können wir auch schauen, was aus unseren Kindern geworden ist :)

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