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Erfahrungsbericht Carpina 12/2014

von ZHB

Robert 12/2014

Also nach dem Examen sollte es losgehen. Nach einigen Überlegungen welches Projekt für meine Famulatur am besten ist viel schnell die Entscheidung für den ZHB. Nach einigen e-mails mit Ruben Bayer war die Sache auch schon klar und nach einem weiteren Telefonat dann abgemacht.
Also ging es dann los mit dem Unterricht. Die Sprache ist nicht zu unterschätzen! Da ich mich alleine auf die Reise machen werde konnte ich auch nicht darauf bauen das mir mal einer eine fehlende Vokabel zuwirft wenn ich nicht drauf komme. Die Sprache ist wirklich der Schlüssel. Trotz meiner Bemühungen war es zu Beginn sehr schwierig. Die Leute sprechen einfach sehr schnell und der Akzent ist auch ehr schwierig zu verstehen. Für die meisten Patienten ist es nicht zu verstehen das man die Sprache nur ein bisschen spricht. Sie können sich einfach nicht in eure Lage versetzten da sie selber nie eine Fremdsprache lernen mussten und gehen dann davon aus das wenn man ein paar Sätze spricht auch alles versteht. Spanisch hilft nicht wirklich. Alle Patienten die ihr behandelt sprechen nur portugisisch und das so wie sie es eben in der Region so machen und darauf sollte man so gut wie möglich vorbereitet sein.

Das Anschreiben der Firmen für die Spenden war doch einiges an Arbeit und daher ist es wichtig das man möglichst früh weiss in welche Station es geht und über den Vorgänger erfährt was benötigt wird. Das hat in meinem Fall gut funkioniert und mein Vorgänger hat mir eine genaue Liste gegeben was ich brauche um zu behandeln. Diese Liste sollte alle Materialien und ggf. Instrumente und Geräte enthalten die benötigt werden und muss daher während der Behandlung und zeitnah nach dem Aufenthalt an den Verein oder den Nachfolger übergeben werden und am besten schon am Ende des Aufenhaltes geschrieben werden damit auch nichts vergessen wird. Während der Behandlung mach es sich gut einen Block und Stift bereit zu haben auf dem man dirket schreibt was man braucht sonst ist es am Abend sofort vergessen und der nächste Behandeler hat ein Problem wenn Sachen fehlen die für eine Behandlung notwendig sind.
Viele Firmen schicken einem dann einfach das zu was sie gerade so über haben oder bald abläuft, aber das Zeug verstopft dann nur hier die Regale bis es einer in die Tonne haut. Also wenn ihr eure Sachen packt dann nur das was auch wirklich gebraucht wird und was ihr auch benuzten wollt.

Die Praxis in Carpina ist sehr gut ausgestattet und man kann sehr gut Arbeiten. Bei Ankunft und nachdem man sich einen Überblick verschaffen konnte sollten die Instrumente zur Extraktion, Chirurgie und Parobehandlung (Scaler und Küretten) im Steri aufbereitet werden. Die Instrumente werden ja nur im Container gelagert und mit Asphaline Tabletten keimarm gehalten und das sollte man nach ein paar Monaten erneuern. Die Tabletten werden dann zusammen mit einem kleinen Zettel (mit Datum) in einem abgeschnitten Plastikbecher in dem Container aufbewahrt. Zur Entnahme der Instrumente gibt es eine Kornzange die in einer Flasche steht und in der man dann Desinfekitonsmaterial einfüllt sodass der untere Teil eben auch keimarm bleibt. Es gibt auch Steritüten und Steriband mit dem man die ganzen Instrumente eintüten könnte aber mit den Container ist es ganz gut organisiert und man findet alles gut wieder.

Nach Ankunft sollte die Einheit auch möglichst gründlich gespült werden um evtl. Ablagerungen und Verschmutzung der Leitung zu reinigen. Dies aber bitte ohne die Turbine oder Winkelstück da sonst der Dreck gleich in der Trubine landet und diese dann verstopfen. Zum befüllen der Einheit nur Mineralwasser verwenden. Das gibt es in großen Flaschen im Speisesaal oder man bekommt eine eigene für die Praxis. Das gefilerte Wasser ist nicht geeingent das wird einem aber von den Mitarbeitern hingestellt. Ich habe es eine Zeit benutzt und es hat sich in der Flasche ein grüner Film entwickelt. Das war mit dem Mineralwasser nicht der Fall und um eine Verunreingung der Einheit und Verstopfung der Leitung zu verhindern würde ich euch das empfehlen! Die Flasche unter dem Speibecken zeigt noch den grünen Film und sollte vom nächsten Behandler getauscht werden.

Der Kompressor der Behandlungseinheit steht im Nebenraum. Der macht leider ziemlichen Lärm, also nicht erschrecken wenn ihr ihn das erste mal anschmeisst :)
Vorher solltet ihr den rechten Dreher ganz rein drehen also im Uhrzeigersinn damit der Druck aus dem Kompressor nicht entweichen kann (über dem Dreher steht „Wasser jeden Tag ablassen“ was ihr auch machen solltet da sich sonst das Wasser im Kompressor sammelt). Den linken Dreher habe ich immer so gelassen und ich glaube er hat keine Funkion. Der Kompressor bracht ca. 2-3 Minuten bis er den Druck aufbgebaut hat und geht dann aus bis der Druck abgesunken ist und er dann wieder anspringt. Daher die Tür zum Behandlungsraum zumachen da man sonst den Pat. nicht mehr versteht :) Am Ende des Behandlundstages habe ich immer das Wasser aus der Einheit abgelassen damit sich keine Ablagerungen bilden. Dazu einfach die Wasserflasche der Einheit unter dem Speibecken abschrauben, Wasser auskippen, Flasche wieder anschrauben, warten bis der Druck sich aufgebaut hat und dann Püster und beide Anschlüsse nacheinander Trocken laufen lassen. Dann den Kompressor ausstellen und das Wasser ablaufen lassen (also den rechten Dreher ganz nach links  gegen den Uhrzeigersinn drehen und so lassen). Am Ende  hab ich dann den Druck aus der Einheit über en Püster abgelassen und das wars.

Zur Schule ist im Bericht von Gerhard Kanne eigentlich alles wesentliche aufgeführt. Die Arbeit macht Spass und man hat viel zu tun. Die Kinderbehandlung ist wesentlich zeitaufwendiger als  man es von den Erwachsenen kennt. Die Kinder haben zum Teil enorme Angst vor dem Besuch beim Zahnarzt.Das ziehen von Zähnen ist in Brasilien wohl zum Teil die Standardbehandlung und der Zahnarzt (den es im Sozialzentrum gibt) ist wohl nicht sonderlich beliebt. Ich habe in meiner Zeit einiges gehört aber weiss natürlich nicht was dran ist aber wenn es stimmt dann wird wohl  ziemlich rücksichtslos vorgegangen und das Kind behandelt ob es will oder nicht. Auch habe ich gehört das die Zahnärtze dort kein oder kaum Material haben und auch überlastet sind aber mit einer Behandlung wie sie in Deutschland so ist (also mit Zähne putzen üben und kleines Spielzeug zur Belohnung hat es wohl nichts zu tun). 

Einige Kinder fangen schon an zu weinen wenn sie einen nur sehen wenn man die Tür des Behandlungsraum aufmacht. Leider ist es noch recht normal das man nur zum Zahnarzt geht wenn es wehtut. Gerade bei kleinen Kindern die evtl. noch nie beim Zahnarzt waren ist das dann eine echt haarige Angelegenheit. Ich hatte es leider mehrmals und habe dann versucht nicht gleich den Zahn der richtig schmerzt zu behandeln sondern erstmal etwas anderes anzugehen (z.B eine Fissurenversiegelung oder eine kleine Füllung) Einen vergammelten 6er bei einem Kind mit Angst zu ziehen das noch nie beim Zahnarzt war und daher keine Spritze usw. kennt geht recht sicher ins Auge (hier werden die Sprachkenntisse noch wichtiger und wenn man dann das Kind oder die Eltern nicht versteht steht man ganz schnell blöd da also schön vorbereiten :) macht einem und besonders den Pat. für die  man ja die Verantwortung hat das leben leichter) In der Schule gibt es einen harten Kern von ca. 20 Kindern die sich eigentlich nicht behandeln lassen. Mehr als eine Befundung ist nicht drin. Die Kinder kommen zum Teil sehr unregelmäßig zur Schule sodass man sie auch nicht in die Praxis bekommt. Lieder war es sowohl über die Lehrer also auch zum Teil über die Eltern nicht möglich die Kinder zu behandeln. Leider sehen einige es nur für Notwendig zum Zahnarzt zu gehen wenn es richitg wehtut. Das deren Kindern die bleibenden Zähne vergammeln ist einigen leider egal und die Kinder nehmen es ja noch nicht als schlimm oder unschön an wenn die Zähne langsam schwarz werden. So ist es dann bei vielen Leuten im mittleren Alter so das diverse Zähne fehlen oder als Leiche oder Wurzelrest noch irgendwo im Mund stehen.
Da sieht man dann am Freitag (Behandlung der Gemeinde) was ohne Prophylaxe und frühe Behandlung von Karies so zustande kommt. Bei vielen steht da nurnoch die Extaktion von Zähnen als Therapie zur Verfügung. Cp oder P- Behandlungen sind eigentlich normal.

Viele besonders Erwachsene versuchen auch mit einem ein bisschen zu handeln da sie das ziehen der Zähne natürlich auch nicht so toll finden. Ich habe dann so als Richtline für mich entschieden:
erst die Wurzelreste und tiefzerstörten Zähne entfernen, dann die Zähne nach Dringlichkeit also tiefe der Karies zu behandeln aber von hinten nach vorne. Bei einigen Pat. habe ich vorne angefangen und habe sie dann nie wieder gesehen obwohl die Seitenzähne schlecht waren oder was gezogen werden musste. In Brasilein zählt überwiegend die Ästhetik.

In der Praxis hat es sich leider eingbürgert sich auf den Stuhl zu setzten und Limpeza (Zahnreinignung) zu sagen. Das habe ich von anfang an abgelehnt und kann euch das nur ans Herz legen es auch zu machen. Es spricht ja nichts gegen ein Zahnreingung aber das ist unsinnig bei der enormen Anzahl der Patienten eine Zahnreigung zu machen und den Leuten die Schmerzen haben die Behandlung dann nicht zu ermöglich ist unsinnig. Ein Zahnreinung ist in Brasilien wohl schick und wohl auch nicht ganz billig und da kommt man gerade recht aber da habt ihr anderes zu tun. Da wäre ich auch schon bei dem größten Problem das euch bei der Behandlung so begegnet. Leider versuchen es diverse offensichtlich nicht bedürftige eine kostenlose Behandlung abzustauben. In Brasilien ist die Behandlung beim Zahnarzt teuer und eine kostenlose Behandlung ein gefundenes fressen. Es kam eigentlich ständig vor das so einer Aufschlug mit Smartphone, Autoschlüssel und schicken Klamotten. Aber die sollten man möglichst elegant abwimmel und  nicht einfach mitbehandeln den die Leute können die Zahnärzte im Stadtzentrum aufsuchen. Ich habe es dann so gemacht das ich nur einen Befund gemacht habe und den Leute dann gesagt habe das sie zur weiteren Behandlung wiederkommen müssen. Bei den anderen Pat. habe ich eigentlich gleich auch ne Fllg. oder Extr. oder so gemacht. Man muss dazu sagen das die Leute mehrer Stunden warten und wenn sie Geld haben haben sie auch einen Job und eigentlich keine Zeit um Stunden zu warten. Das hat ganz gut geklappt und wenn sie dann wiederkamen habe ich etwas kleine gemacht (Zst. oder kleine Füllung) und dann habe ich sie meist schon nicht mehr wieder g3esehen. Auf irgendwelche Therapiewünsche (Zahnreinigung, Fllg ausbessern erneuern zur Verbeserung der Ästhtik) bin ich nicht eingegangen sondern hab eigentlich immer festgelegt was gemacht wird. Es ist schon komisch das eine Person die nicht arm ist ins Sozialzentrum kommt um sich behandeln zu lassen. Das kann man wohl aus unserer Sicht nicht verstehen aber ich würde mich schämen. Ich habe das auch bei den Mitarbeitern angesprochen die sind auch der Meinung das die Behandlung nur für Bedürftige sein sollte aber leider ist es wohl nicht so angeasgt jemanden dort abzulehen aber das heisst noch lange nicht das man als Zahnarzt der sein eigenes Geld in Form von Flug, Verdienstausfall, und sonstige Kosten berappt damit irgend jemand der es sich leisten könnte Geld spart. Es gibt genug Leute in der Gemeide die kein Geld haben und man sollte sich lieber um die kümmern. Die Kinder sollten bei der Behandlung Vorrang haben anschliessend die Bedürftige der Gemeinde und die Mitarbeiter des Sozialzentrum...

Die Organisation der Arbeit ist nicht ganz einfach und man muss eigentlich ständig gegen die Faulheit ankämpfen die in einer öffentlichen Schule in Brasilien wohl ziemlich normal ist. Es gibt ständig irgendwelche ausreden warum jetzt gerade keine Kinder zur Behandlung kommen können aber ich habe es so gemacht das ich die Kinder dann selber abgeholt habe und das hat dann meistens ganz gut funktioniert. Es ist auch so das es oft Feiertage gibt aber einem nicht erzählt wird das es sie gibt und man steht dann morgens in der Praxis und die Schule ist eigentlich heute geschlossen.
Die Lehrer geben den Kindern auch einfach mal frei wenn sie an einem Tag etwas „wichtiges“ vorhaben und das scheint dann niemanden zu stören. Auch ist es normal das die Kinder später zur Schule kommen oder früher abhauen wenn sie keine Lust mehr haben. An einigen Tagen hatte ich das Gefühl das ich der einzige bin der Überhaupt in der Schule arbeitet.
Die Feiertage sind in der Regel bekannt und es schadet nicht regelmäßig zu fragen wann denn der nächste Feiertag ist und man dann mal ein verlängertes Wochenende planen kann. Man kann auch mal ohne weiteres einen Freitag oder Montag frei nehmen wenn man mal verreisen möchte aber wie ausgeprägt man das machen möchte muss jeder selbst enscheiden. Ich habe es in 3 Monaten 2 mal gemacht.

Am Ende war es aber eine gute Entscheidung nach Brasilien zu kommen. In der Zeit habe ich viele Erfahrung gemacht die ich in Deutschland nie hätte machen können. Ich konnte eine andere Sparche, Kultur und Lebensweise kennenlernen die es bei uns in Deutschland nicht gibt und gleichzeitig  den Leuten helfen die Hilfe brauchen. Viel Spass bei eurem Aufenthalt in Carpina!
Robert

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